«Böse Milliardäre» statt Genderdebatte: Der Klassenkampf ist zurück

Shownotes

In New York, Boston und Kopenhagen haben sozialistische Politiker wichtige Wahlerfolge gefeiert. Ökonomische Fragen mobilisieren in unsicheren Zeiten, sagt die Politologin Cloé Jans.

Heutiger Gast: Cloé Jans, Politologin GfS Bern Host: David Vogel

Den neuesten Sorgenbarometer, den Cloé im Auftrag der UBS erstellt hat, findest du hier

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00:00:00: Dieser Podcast wird präsentiert von effektiv Spenden.

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00:00:35: als Zoran Mamdani seine Siegesrede hielt, nachdem er zum neuen Bürgermeister von New York gewählt worden ist.

00:00:48: Und in dieser Rede hat Zoran Mamdani noch einmal gezeigt, was für ein talentierter Rhetoriker er ist.

00:00:54: Hören wir mal rein, so ungefähr bei Minute zehn seiner Siegesrede.

00:01:05: Manani spricht von Hoffnung, aber er spricht auch von Tyrani und vom großen Geld und dann ein bisschen später auch noch von der sogenannten Milliardärsklasse.

00:01:35: Das ist eine Rhetorik, die viele Beobachter als Klassenkampf-Rhetorik bezeichnen.

00:01:46: Mamdani ist nicht der einzige, der mit einer solchen Rhetorikpolitische Trium verfeiert.

00:01:55: In Kopenhagen, Europa, die Sozialistin Sisse Marie Welling, das Bürgermeisteramt, ein Amt, das hundert Jahre lang in den Händen der Sozialdemokraten lag.

00:02:09: Und in Boston wird die linksprogressive Bürgermeisterin Michelle Wu wiedergewählt und kein einziger Gegenkandidat traut sich

00:02:21: gegen sie

00:02:22: anzutreten.

00:02:28: Was findet da gerade Stadtkloë?

00:02:31: Ja, ich glaube, Mamdani in New York ist ein gutes Beispiel dafür, dass die linken Kräfte, die sozialdemokratischen Kräfte nach einem Rezept gesucht haben, wie man vielleicht auch diesem, wie man manchmal sagt, political backlash, das Erstrarken der radikal rechten, wie man diesen Tendenzen entgegen.

00:02:51: treten kann.

00:02:52: Und Mandani hat dann natürlich auf Hoffnung, auf Veränderung gesetzt, aber mit einer ganz klaren ökonomischen Komponente.

00:02:59: Und das ist auch in diesen anderen Beispielen, die du gesagt hast, ganz klar zu sehen.

00:03:04: Und in den letzten Jahren ist es so, dass kulturelle Fragen, identitätspolitische Fragen wichtiger wurden.

00:03:10: Und jetzt in diesen unsicheren Zeiten sind wir sicher wieder in einer Phase, in der ökonomische Fragen wichtiger sind, ob man jetzt gleich von Klassenkampf sprechen will.

00:03:20: Das ist natürlich auch ein bisschen mediale Rhetorik.

00:03:22: Das funktioniert gut, schönes Marketing, eine gute Spitze.

00:03:26: Aber in der Tendenz ist es sicher so, dass wir wieder mit harteren Bandagen kämpfen.

00:03:34: Das ist NCZ Geopolitik, das große Ganze verstehen.

00:03:39: Mein Name ist David Vogel und heute geht es um Rhetorik.

00:03:44: Die Klassenkampf-Rhetorik ist zurück, zumindest im demokratischen Westen.

00:03:49: Das zeigen die jüngsten Wahlerfolge in den USA und Europa von Politikern, die am linken Rand politisieren.

00:03:57: Was das für den politischen Diskurs und für die anderen Parteien bedeutet, kläre ich mit Chloé Jans, Politologin am Meinungs- und Forschungsinstitut GFS in Bern und heute bei mir im Studio.

00:04:08: Herzlich willkommen.

00:04:10: Hallo miteinander.

00:04:23: Das typische und das bekannteste Lied aus dem neunzehnten Jahrhundert, das wie kein anderes für den Klassenkampf und die internationale Arbeiterbewegung steht, ist Die Internationale, komponiert im neunzehnten Jahrhundert.

00:04:36: Und die zweite Strophe ist die wohl berühmteste und direkteste klassenkämpferische Aussage, dass sie die Rolle von Staat, Kirch und Kapital radikal ablehnt.

00:04:54: Und dieser Abschnitt fordert die Arbeiterklasse direkt dazu auf, ihre Befreiung selbst in die Hand zu nehmen und nicht auf Autoritäten oder politische Funktionäre zu warten.

00:05:11: Ich muss zugeben, Chloe, ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal aus aktuellen Gründen in einem aktuellen, wöchentlichen Podcast wiederverwenden würde.

00:05:21: Es erstaunt mich jetzt.

00:05:22: nicht, dass diese ökonomische Frage wieder wichtiger geworden ist.

00:05:26: Aber ich finde, man muss schon unterscheiden zwischen den Anfängen des zwanzigsten Jahrhunderts, wo es wirklich um diesen Klassenkampf ging, wo die Fragen, die damals geklärt wurden und die Forderungen, die von der Arbeiterschaft im Raum standen, nochmals viel existenzieller waren.

00:05:40: Es ging um den Ausbau des Sozialstaats, es ging um arbeitsträchtige Fragen, es ging um überhaupt eine Interessensvertretung in Form von Gewerkschaften und Interessensverbänden.

00:05:51: an diesem Punkt sind wir nicht.

00:05:53: All diese Strukturen bestehen.

00:05:55: Die Parteienlandschaft ist weitestgehend in diesem Sinne konsolidiert für den Moment.

00:06:00: Und ein anderer wichtiger Unterschied ist sicherlich auch die Haltung zum System, das damals herrschte, als Karl Marx das Kapital im neunzehnten Jahrhundert veröffentlicht und geschrieben hat, liebte er in Großbritannien.

00:06:14: Damals das fortschrittlichste kapitalistische Land Und Marx wollte mit seiner Schrift den Kapitalismus sprengen und die Demokratie überwinden.

00:06:24: Von Mamdani in New York oder von Welling in Kopenhagen kann das wohl nicht behaupten.

00:06:29: Sie bekennen sich als Sozialisten zur Demokratie.

00:06:35: Kräften ist es tatsächlich so.

00:06:37: Wir haben immer noch viel Unterstützung für das demokratische System.

00:06:42: Insbesondere, ich kenne es jetzt besser aus der Schweizer Perspektive.

00:06:44: Da ist diese Werthaltung ganz klar vertreten.

00:06:48: Aber natürlich gerade diese radikal-rechteren Parteien, die im Moment Aufschwung haben, aber natürlich dann eben auch das Pondo auf der linken Seite, wenn wir ganz am anderen Ende des politischen Spektrums sind.

00:06:59: Dort gibt es natürlich eine schärferer Rhetorik, eine stark polarisierende Rhetorik.

00:07:04: nicht eben nur eine Polarisierung auf der inhaltlichen Ebene, immer nur in den Vordergrund stellt, sondern sogar eine sogenannte affektive Polarisierung, wo es wirklich darum geht, die einzelnen Gruppen gegeneinander auszuspielen, sich nichts zu gönnen und vielleicht eben auch nicht mehr eine Dialogbereitschaft zu haben.

00:07:22: Und sobald wir zu stark in diesem Bereich der Polarisierung sind, dann wird es eben auch schnell schwierig für den Zusammenhalt der Demokratie oder den Erhalt der Demokratie?

00:07:33: Warum jetzt?

00:07:33: Warum tauchen plötzlich Politiker auf, die Mehrheiten gewinnen können mit solch einer Rhetorik?

00:07:40: Vor thirty-six Jahren ist die Mauer gefahren, vor thirty-four Jahren ist die Sowjetunion aufgelöst worden.

00:07:45: Und jetzt sprechen wir über Klassen, wir sprechen über Arbeiterschaft und wir sprechen über Milliardäre.

00:07:52: Ja, ich glaube, du sprichst etwas sehr Wichtiges an dieser Mauerfall, oder?

00:07:55: Das waren die neunziger Jahre, da hat man das Gefühl der kalte Krieg.

00:07:59: Der ist vorbei.

00:08:00: Der berühmte Ökonom Francis Fukuyama hat das End of History proklamiert und gesagt, jetzt haben wir quasi unsere Idealform des Zusammenlebens gefunden.

00:08:11: Und seither wissen wir jetzt, inklusive Francis Fukuyama, der seine Thesen jetzt ein bisschen zurückgerufen hat, es ist eben nicht so.

00:08:19: Eine Krise jagt die nächste, sei das der Franken-Joke, die Euro-Krise Corona.

00:08:24: Nein, Eleven.

00:08:26: Und nun natürlich genau die Kriege wieder in Europa, in Gaza.

00:08:30: Und das hinterlässt Spuren und dementsprechend leben wir in einer Zeit, in der sehr viel mehr Unsicherheit verhandeln ist.

00:08:37: Wir sehen das auch in unseren Befragungen.

00:08:39: Wenn wir die Leute fragen, hast du denn das Gefühl, dass deine Kinder das mal gleich gut haben werden wie du, dann sagen um die Achtzig Prozent, nein, ich glaube, es geht jetzt.

00:08:48: nur noch abwärts.

00:08:49: Und ich, ich habe ein Jahrgang, ich bin ein klassischer Millennial, ich bin nicht in diesem Mindframe sozialisiert worden, aber alle, die jetzt nach uns, nach mir kommen, da sieht das ganz anders aus.

00:09:01: Und das wird auch einen großen Einfluss auf das politische Zusammenspiel haben, bin ich überzeugt.

00:09:07: Stimmt, also ich kann mich auch gut erinnern an die neunziger Jahre oder Anfang der Nullerjahre, da hat man wirklich das Gefühl, alles ist möglich.

00:09:14: Man kann überall hin reisen und man kann überall hin... Bis das machen, also es war wirklich grenzenlos.

00:09:20: Ja, insbesondere für uns mit einem Schweizer Pass, mit einigermaßen ökonomischer Sicherheit, muss man sagen.

00:09:26: Diese Sicherheit besteht immer noch, wenn wir jetzt in der Schweiz beispielsweise schauen und die Leute befragen, hast du denn das Gefühl, du fühlst dich sicher, sagen, ich fühle mich eigentlich relativ sicher.

00:09:37: Aber wenn man schon ins neue Ausland schaut, Deutschland, Italien, Mittelmeerraum, sonst, dann ist dort ... diese Sicherheit oder dieses Sicherheitsgefühl weniger klar ausgeprägt und man ist auch deutlich weniger zufrieden mit den Leuten, die einem regieren.

00:09:54: Und das gibt natürlich auch mehr Potenzial für, ich sage jetzt mal, radikalere Ideen.

00:09:59: Also das Vertrauen in den Staat, um wahrscheinlich auch in Unternehmen, ist gesunken.

00:10:04: Das Vertrauen in... Den Staat ist gesunken.

00:10:07: in der Schweiz, insbesondere in den letzten Jahren, haben wir das beobachtet.

00:10:10: Immer noch vergleichsweise sehr hoch.

00:10:12: Aber natürlich überall sehen wir diese erhöhte Skepsis.

00:10:17: Was sicher sehr klar ist, ist, dass man in die Wirtschaft als global sichtbare, tätige Unternehmen, als internationale Konzerne, da ist viel Skepsis da.

00:10:28: Die Leute trauen diesen Unternehmen eigentlich nicht wirklich, dass sie auch ihren Teil zum Gesamtwohl beitragen, im Sinne von beispielsweise dieser Trickle-down-Idee, die sehr lange immer propagiert wurde.

00:10:40: Also wenn es den Unternehmen gut geht, dann geht es früher oder später mir auch gut, weil die Gewinne und Der Profit und die Vorteile für den Standort werden sich auch in meinem Alltag manifestieren.

00:10:52: Und diese Idee wird nur noch von wenigen geteilt und das merkt man halt auch, wenn man mit den Leuten darüber spricht, was ist deine Beziehung zu Wirtschaft, was ist dein Gefühl dazu, was sind auch deine Erwartungen.

00:11:06: Wie erklärst du dir das?

00:11:08: Ich glaube, die effektive Kritik geht nicht unbedingt auf das einzelne Unternehmen, sondern auf die wachsende Ungleichheit, die... sichtbar ist und die die Leute bemerken und wo sie ein großes Unbehagen auch darüber haben.

00:11:21: Wahrscheinlich nicht zuletzt auch, weil sie nicht mehr nur an diese Trickle-down-Economie-Idee nicht mehr glauben, sondern auch, weil das große Versprechen der Meritokratie, also der Leistungsgesellschaft, so nicht mehr wirklich glaubwürdig ist in den Augen vieler Leute.

00:11:37: Also die Leute haben nicht das Gefühl, dass wenn sie nur hart genug arbeiten, dass sie dann eben auch aus der Armut kommen.

00:11:44: dass sie ökonomisch erfolgen werden.

00:11:47: Und wenn natürlich dieses Versprechen auch nicht mehr wirklich unterstützt wird, dann wird es schwierig mit dem Vertrauen.

00:11:54: Ihr beim GFS seid zumindest in der Schweiz sehr bekannt für eure Politik und Meinungsforschung.

00:12:01: Wisst ihr denn, wie es den Leuten in der Schweiz geht?

00:12:04: Also, wie sieht das Portemonnaie aus?

00:12:08: Das ist eine sehr spannende Frage, vor allem für die Schweiz.

00:12:10: Da haben wir natürlich die Zahlen.

00:12:13: In der Schweiz sagen um die Achtzig Prozent der Leute, dass es ihnen gut geht und nur etwa dreißig Prozent sagen, ich mache mir finanzielle Sorgen.

00:12:22: Das heißt, wir haben eigentlich eine relativ gute und stabile Ausgangslage.

00:12:26: Und wie ist da die Entwicklung?

00:12:28: Also, war es denn früher besser?

00:12:31: Wir haben Zahlen, die nicht allzu weit zurückreichen und dort sieht man schon, dass der Pessimismus größer geworden ist.

00:12:38: Das ist natürlich wegen dieser zusätzlichen Unsicherheit nicht nur geopolitisch.

00:12:42: Wir haben auch eine massive Transformation des Arbeitsmarktes.

00:12:46: Zuerst war es die Digitalisierung, Technologisierung.

00:12:48: Jetzt kommt das Aufstreben von künstlicher Intelligenz dazu, die wahrscheinlich nochmals eine massive Veränderung des Arbeitsmarktes mit sich bringt.

00:12:57: Und das sind alles Unsicherheitsfaktoren, die eben auch ganz stark eine ökonomische Komponente haben.

00:13:03: Man spricht immer wieder von diesem Gefühl, dass man jahrelang studiert hat, Praktikum an Praktikum danach angehängt hat und am Ende hat man den guten Job und es reicht nicht fürs gute Leben.

00:13:16: Das ist ja schlussendlich genau der Kern der Argumente, auch der Kampagnen, wie eben ein Mamdani oder eine Michel Wuh, sie auch kommuniziert haben und wie sie eben aufgetreten sind.

00:13:27: Es sind aber natürlich auch Geschichten, die stark in einem städtischen Umfeld funktionieren, aber nicht nur in den Städten, sehen wir eben diese Bereitschaft vielleicht bei gewissen linken Vorlagen, insbesondere wenn es eben um wirtschaftspolitische Fragen geht, auch vielleicht mal zuzustellen.

00:13:46: In der Schweiz stimmen wir ja auch über Sachfragen ab, nicht nur indem wir wählen, sondern indem wir eben alle drei Monate über irgendeine Vorlage abstimmen können.

00:13:55: Und dort sehen wir in der Vergangenheit, dass die Bereitschaft zu linken Vorlagen, insbesondere wenn es wirtschaftspolitische Vorlagen waren, zuzustimmen eher zugenommen hat im Vergleich vor zehn Jahren beispielsweise.

00:14:09: Und das heißt, dass man dort vielleicht eine Allianz zwischen Neuerarbeiterschaft, die traditionellerweise eher rechts wählt, die SVP in der Schweiz und linken Kräften eben dann spielen kann.

00:14:22: Ist es das, worauf wir uns vielleicht auch einstellen müssen, dass wenn jetzt diese klassenkämpferischen Themen oder sagen wir jetzt mal viel neutrale, die wirtschaftspolitischen Themen mehr aufs Paket kommen, ist eine Konsequenz daraus, dass wir neue Allianzen haben, innenpolitisch, sei es in der Schweiz oder in Deutschland?

00:14:42: In der Schweiz haben wir ja kein System der Koalitionen im Gegensatz zu Deutschlands Beispielsweise.

00:14:46: Das heißt, die Allianzen, die ergeben sich wirklich von Abstimmung zu Abstimmung, manchmal am selben Abstimmungsonntag in unterschiedlichen Konstellationen zu unterschiedlichen Fragen.

00:14:56: Und da ist es schon so, dass wir gerade auf dieser wirtschaftlichen Achse, ich finde das Thema Wohnen ist hier ein gutes Beispiel, diese unterschiedlichen Allianzen haben.

00:15:04: Also gerade bei der Wohnfrage ist das etwas, das aus Kostensicht stark von links geprägt wird.

00:15:11: Das heißt, es ist zu teuer, die Mieten sind nicht mehr leistbar, es gibt eine Verdrängung, es gibt eine Gentrifizierung.

00:15:17: Und von rechts sagt man eben dicht die Stress, es kommen zu viele Leute, es ist eine Frage der Zuwanderung.

00:15:23: Wir müssen schauen, dass wir nicht einfach mehr bauen, sondern die Leute im Land müssen in erster Linie eine Wohnung haben.

00:15:30: Und da gibt es dann diese Koalition, die zusammenspielt und die sogenannte unheilige Allianz kann da eben schon auch Mehrheiten schaffen.

00:15:37: Und

00:15:37: sieht man die schon?

00:15:39: In Zürich, aber auch in allen anderen großen Städten dieser Welt, Europas mindestens, sind die Wohnkosten mit einer der größten Budgetanteile am Haushaltseinkommen.

00:15:51: Und von links ist das Rezept hier etwas gegen diesen Problemdruck zu machen.

00:15:56: Ein Mieteckl setzen, klare Vorschriften gegenüber möglichen Verkäufen von Grundstücken, eine Regulierung, eine staatliche.

00:16:04: und von rechts gibt es aber eben jetzt auch.

00:16:07: Möglichkeiten, wie man hier dagegen vorgehen kann.

00:16:10: Man nimmt das Thema auch auf.

00:16:11: Dort steht dann aber weniger eine Regulation gegenüber Wirtschaftskräften im Vordergrund, sondern man sagt, es geht um einen Inländervorrang.

00:16:20: Man will eben, dass nur noch Wohnungen zur Verfügung stehen für Schweizerinnen und Schweizer.

00:16:25: Das heißt, das Thema wird aufgegriffen von beiden Seiten mit der potentiellen Möglichkeit eben dieser unheiligen Allianzen, die daneben Mehrheiten schaffen.

00:16:41: Du willst helfen?

00:16:42: Wir helfen dir.

00:16:43: Damit deine Spende wirklich etwas bewirkt.

00:16:45: Effektiv spenden ist der unabhängige Charity Check der Schweiz.

00:16:49: Anhand wissenschaftlicher Methoden analysieren wir Hilfsorganisationen und vervielfachen die Spendenwirkung bis zu hundertmal.

00:16:57: Mach die Welt ein bisschen besser.

00:16:58: Auf effektiv-spenden.org.

00:17:09: Also beim Thema Wohnen, da sieht man plötzlich ein bisschen Bewegung.

00:17:13: ganz links, mit ganz rechts.

00:17:15: Was bedeutet das zum Beispiel für etablierte Volksparteien, für die Mitte zum Beispiel, aber auch in Deutschland mit der SPD und der CDU?

00:17:24: Für die etablierten Volksparteien, insbesondere die Bürgerlichen, ist es so, dass sie neu oder überhaupt generell jetzt Lösungen haben müssen für dieses aufkommende Problem der Kostenthematik.

00:17:37: Wir beobachten beispielsweise im UBS-Sorgenbarometer, dass die Sorge um eine Arbeitsstelle rasant abgenommen hat in den letzten Dekaten.

00:17:47: Also es geht den Leuten nicht mehr darum, dass man keine Stelle hat.

00:17:51: Sie haben alle das Gefühl, mein Arbeitsplatz ist mehr oder weniger sicher, aber die Leute sorgen sich um den Kostendruck.

00:17:58: Das heißt, es geht nicht mehr darum, ob etwas reinkommt, sondern es geht darum, was rausgeht.

00:18:03: Und da haben im Moment ... radikalere Parteien, Rezepte, die sehr einfach und gut verfangen.

00:18:10: Man spricht hier von diesem Political Backlash und da muss man sich als etablierte Volkspartei überlegen, welche Rezepte gibt es, um eben diese Ängste ernst zu nehmen und die Leute abzuholen.

00:18:22: Weil sonst ist die Wahrscheinlichkeit, dass man eben zu radikaleren Lösungen tendiert, sei es auf der linken Seite oder auf der rechten Seite relativ groß.

00:18:31: Aber was bedeutet das für den für den politischen Diskurs.

00:18:35: politische Kultur?

00:18:37: Der Diskurs ist sicher viel polarisierter als auch schon, aber übrigens nicht nur auf der ökonomischen Achse.

00:18:43: Auch wenn wir über Identitätspolitik sprechen, gehen die Pulse regelmäßig durch die Decke.

00:18:49: Also das ist nicht etwas, das nur auf dieser ökonomischen Frage passiert, sondern das ist allgemein, glaube ich, Zeitgeist.

00:18:55: Das ist die Art und Weise, wie wir kommunizieren, wie auch das aktuelle Mediensystem, die sozialen Medien, vielleicht auch diese Individualisierung und dieses... oder diesen Rückzug in die eigenen Gruppen, wie das alles befördert.

00:19:09: Interessant, dass du gerade die Identitätspolitik genannt hast.

00:19:12: Also das Streit überwokenes über Gender ist ruhiger geworden.

00:19:17: Hat das jetzt damit zu tun?

00:19:18: Also ist es ruhiger geworden wegen des Comeback der politischen ökonomischen Fragen?

00:19:24: Es ist sicher im Vergleich zu den ökonomischen Themen.

00:19:27: relativ gesehen weniger wichtig geworden in den letzten zwei, drei Jahren.

00:19:32: Aber die kulturelle Achse bleibt ganz zentral für die Strukturierung der Parteiensysteme, aber eben auch für die Art und Weise, wie wir über Politik, über neue Ideen und Bedürfnisse nachdenken.

00:19:45: Aber in New York hat es gar keine Rolle gespielt.

00:19:47: In New York hat es keine Rolle gespielt, aber natürlich, weil man auch als Stadt, da war es eine Relativ.

00:19:54: Ich würde jetzt mal sagen... homogenere Ausgangslage, als wenn wir jetzt beispielsweise in Gesamtamerika einen Wahlkampf hätten machen müssen.

00:20:02: Und abgesehen davon finde ich, dass Mandani auch ganz stark mit seiner Person, seiner Identität, seiner Herkunft, seiner Möglichkeit, Minderheiten anzusprechen, in den Wahlkampf getreten ist.

00:20:15: Und das war mit, würde ich mal sagen, einer der wichtigen Aspekte, die ihn so breit wählbar und attraktiv gemacht haben.

00:20:23: Er hatte das eine.

00:20:25: als Grundlage und konnte das andere in den Vordergrund rücken.

00:20:28: Und in diesem Sinne musste er gar nicht über Identitätsfragen sprechen, weil er stand dafür wie wahrscheinlich kein anderer und insbesondere nicht sein wichtigster Gegner.

00:20:38: Und darum konnte er sich natürlich voll auf diese ökonomischen Fragen stützen.

00:20:42: Und was bedeutet das denn jetzt auch für uns in Europa?

00:20:45: Also wenn in Amerika ein Mamdani das Thema Affordability, also das Thema Kosten auf Kosten von Identitätspolitik, von Genderwokenesdebatten etc.

00:20:58: verdrängen kann oder zumindest mehr Platz einnehmen kann damit, heißt das, dass das auch bei uns passieren wird?

00:21:07: Wir werden mehr über Kosten debattieren, statt über Identitätspolitik.

00:21:12: Es ist sicher in den Hintergrund geraten.

00:21:13: Wir haben es auch beispielsweise an den Wahlen gesehen, in der Schweiz.

00:21:17: In den Zwanzigneunzen ging es um Klimafragen, es ging um Gleichstellung.

00:21:21: Wir haben auch oft über verschiedene Familienmodelle gesprochen.

00:21:24: Und all diese Themen sind jetzt in den Hintergrund gerückt.

00:21:26: Es geht um Sparen, es geht um die Verteidigung, es geht um Lebenskosten und die Möglichkeit, diese zu bewältigen.

00:21:34: Und ich glaube, die anderen Fragen sind nicht in Hintergrund.

00:21:36: getreten.

00:21:37: Wir haben nach wie vor starke Unterschiede zwischen Stadt und Land und wir haben beispielsweise auch in den jüngeren Generationen zwischen Männern und Frauen zum Teil massive Unterschiede in der Priorisierung von Themen.

00:21:52: Und diese Fragen schwingen mit also die Intentitätsfragen, weil Schussentee sind das alles Themen, die einem als Individuum definieren und dementsprechend auch eine gewisse Gruppenzugehörigkeit suggerieren.

00:22:04: Das bleibt relevant.

00:22:06: Aber wenn man eben unmittelbar materielle Bedrohungen hat, dann rückt das immer in den Vordergrund.

00:22:13: Was erwartest du denn jetzt, was in Sachen Gesetze passiert?

00:22:17: Also in der Schweiz können für jede Idee Unterschriften für eine Abstimmung gesammelt werden.

00:22:22: In Deutschland und Österreich ist das ein bisschen komplizierter, aber man kann durchaus Druck Aufsetzen.

00:22:28: Gibt es denn begehren Ideen, die du jetzt am Horizont siehst, die durch das Comeback der ökonomischen Fragen quasi aktuell werden?

00:22:37: Also wir haben jetzt in der Schweiz gerade über eine Erbschaftsscheuer abgestimmt und die ging also sang- und klanglos Bach ab.

00:22:44: Aber man muss auch sagen, kaum einen Tag nach dieser Niederlage.

00:22:48: an der Urne kam ein sehr reicher Mensch, Frediganter von der Partners Group, die sich stark politisch engagiert, insbesondere gegen Europa und sagte, eigentlich müssten man die reichen Leute besteuern.

00:22:59: Es kam auch die Idee eines Mindestlohns, kam wieder neu auf.

00:23:04: Gibt es in der Schweiz nicht, in Deutschland ja.

00:23:06: Genau, und vor allem eines bedingungslosen Grundeinkommens.

00:23:09: All das sind sehr radikale ökonomische Ideen, die in der Schweiz eigentlich nicht so radikal unterwegs sind, bisher chancenlos waren.

00:23:18: Ich glaube auch nicht, dass wir jetzt in nächsten Jahren sofort irgend so etwas einführen werden, aber die Diskussion, die bleibt bestehen.

00:23:25: Und das ist etwas, was auch in anderen Ländern weiterhin ... Zentral sein wird, denke ich.

00:23:30: Apropos andere Länder, wir sind ja ein geopolitischer Podcast.

00:23:34: Wir schauen auf internationale Zusammenhänge und blicken ins Szenarien in die Zukunft.

00:23:41: Was passiert international, wenn national eine Kostendebatte stattfinden wird?

00:23:46: Was hat das für Konsequenzen auf die Zusammenarbeit zwischen den Staaten?

00:23:51: Ich glaube, auf der internationalen Ebene gibt es einerseits die Frage, wie Länder miteinander umgehen.

00:23:56: und natürlich, wenn große politische Ereignisse wie eine Wahl eines Mandanis in New York das strahlt auch nach außen auf.

00:24:04: Man fragt sich, was bedeutet das für die Positionierung dieses Landes?

00:24:08: Natürlich noch viel stärker, wenn ein Mensch wie Donald Trump gewählt wird, dann mischt das die Karten auf der internationalen Bühne komplett neu.

00:24:18: Und ich glaube... Im Moment ist das politische System Volatiler als auch schon.

00:24:23: Es gibt sehr viele Unsicherheiten und vor diesem Hintergrund muss man sich ein bisschen fragen, wo positioniert sich jedes Land?

00:24:29: Ist es die bessere Strategie?

00:24:31: Sicherheit in einem gewissen Blockdenken zu suchen.

00:24:34: Für die Schweiz wäre das jetzt natürlich eine Annäherung an Europa.

00:24:38: Oder versucht man eben, es mit einer eigenständigen Nischenpolitik, möglichst viel Unabhängigkeit, möglichst alle Karten offen lassen.

00:24:46: Das ist nicht nur für die Schweiz eine Frage, sondern für die meisten Länder in der Welt.

00:24:52: habe ich das Gefühl, diese Unsicherheiten sind stark sichtbar und die Allianzen wackeln ein Stück weit.

00:24:58: Und es ist noch nicht klar, ob es hier eine Konsolidierung gibt.

00:25:01: Auf der anderen Seite haben wir natürlich relativ viel Polarisierung von innen.

00:25:05: Wir haben es gesehen, zum Teil radikalere Ideen, die Konjunktur haben.

00:25:10: Das hat dann wiederum auf die einzelnen Parteien-Systeme, auf die Art und Weise, wie man miteinander spricht, ob man Kompromisse findet, ob man überhaupt noch die großen politischen Gräben innerhalb der Länder überwinden kann.

00:25:23: Das hat auch dort einen großen Einfluss.

00:25:25: Also insgesamt alles ist ein bisschen in der Schwäbe.

00:25:38: Das war NZZ Geopolitik, das große Ganze verstehen.

00:25:43: Heute zum Thema der Klassenkampf ist zurück.

00:25:46: Zu Gast war die Politologin Chloe Jans vom Forschungsinstitut GFS in Bern.

00:25:52: Nächste Woche blicken wir nach Syrien ein Jahr nach dem Sturz von Assad.

00:25:57: Ich empfehle euch noch unbedingt unsere neue Serie, Zweihundertfünfzig Dollar über Christian, der von einem Leben in Europa träumt, aber in Libyen festsitzt.

00:26:06: Für Zweihundertfünfzig Dollar könnte man ihn freikaufen.

00:26:11: Lohnt sich da reinzuhören.

00:26:13: Es lohnt sich auch, uns zu schreiben, dann sind wir in Kontakt.

00:26:16: geopolitik.atnz.ch.

00:26:18: Danke für eure Kritik, Anregungen und Ideen.

00:26:22: Mein Name David Vogel, bis bald.

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